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Wie sieht zeitgemäße Hochschullehre aus?

Im Oktober 2019 haben wir unseren Lehrauftrag an der Technische Universität Hamburg (TUHH) gestartet. Insgesamt gab es vier Termine, an denen wir in Co-Kreation mit den Lehramtsstudierenden zeitgemäße Unterrichtseinheiten erarbeitet haben. Die angehenden Lehrkräfte, u. a. aus dem Fachbereich Arbeitslehre oder mit Schwerpunkt Sonderpädagogik und Grundschulpädagogik haben aus Bachelor- und Masterstudiengängen in einer gemischten Gruppe an unserem Blockseminar teilgenommen. Ziel war es gemeinsam mit den Lehramtsstudierenden neue Unterrichtseinheiten zu entwickeln, die sie im später mit ihren Schüler*innen anwenden können.

Das Blockseminar beinhaltete folgende Module:

Modul 1 - Warm Up, Design Thinking & Bildung für nachhaltige Entwicklung
Gestartet sind wir mit einem Warm Up in Form eines analogen Programmierspieles. Dafür kleben die Studierenden Labyrinth-Wege auf den Boden und bewegen sich im Raum, als wären sie ein Roboter. Gelenkt wird durch die Sprach-Codierung der Kommiliton*innen, um ein Verständnis für Programmierbefehle zu schaffen.

Anschließend gab es einen kleinen Input unsererseits zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung & Design Thinking Methoden, sowie projektbasiertes Arbeiten und Problem based Learning. Wir haben einen kleinen, mobilen Makerspace aufgebaut, sodass die Studierenden verschiedene Tools wie CoSpaces, Makey Makey, Scratch, Ozobots, Calliope mini und senseBox ausprobieren konnten. Daraufhin haben sie sich überlegt, wie sie das im Unterricht verbinden können. Denn das ist die Herausforderung, die Technologien und Bildung für nachhaltige Entwicklung in den Unterricht zu bringen.

Modul 2 - Wie erstellt man OER-Materialien?
In diesem Teil konnten die Teilnehmenden in Kleingruppen zusammenkommen und über die Zugänglichkeit von Material diskutieren. Wir haben das Konzept der Open Educational Resources erläutert, das wir als Basis all unserer Lehrmaterialien ansehen. Das heißt, wir produzieren Lernkarten und E-Learning Videos immer vor der Annahme, dieses anschließend frei zugänglich im Internet zur Verfügung zu stellen.

Modul 3 - Wie macht man kleine Erklärvideos?
Neben Unterrichtsblättern erstellen wir innerhalb des Digital Literacy Labs auch Online-Tutorials, die wir auf dem Youtube-Kanal der TüftelAkademie veröffentlichen. Anhand dieser Beispiele haben wir besprochen, was man alles bei der Videoproduktion beachten muss.

Modul 4 - Wie präsentiert man seine Ideen am besten?
Am Ende mussten alle ihre Ideen vor der Gruppe präsentieren und rechtfertigen. Was eine gute Präsentation ausmacht, konnten die Lehramtsstudierenden also selbst erproben, indem sie ihre neuen Erkenntnisse gleich angewendet haben und ihre Ideen für neue Unterrichtskonzepte vor allen präsentierten und Verbesserungsvorschläge von den Kommiliton*innen zur Präsentationsform erhielten.

Für uns war es ein sehr inspirierender Kurs und wir freuen uns über das Feedback der Teilnehmenden. Diese fanden nämlich, dass unser Ansatz erstaunlich inklusiv ist und die Methoden daher in vielen Bereichen der Sonderpädagogik einsetzbar sind. Das ist natürlich großartig zu sehen, dass unsere Arbeitsweise gut ankommt und Technik dabei hilft, Hürden abzubauen.

Außerdem ist es immer wieder spannend zu sehen, was für kreative Ideen und Vorschläge aus der Runde der Teilnehmenden kommt und somit die Lehrveranstaltung bereichert. Es sind an den Wochenenden viele Ideen entstanden, von der uns ein paar besonders im Gedächtnis geblieben sind:
Bei dem Projekt “MaKey Arbeitsschutz great again” ging es um Arbeitsbaustoffe, die einer Handhabung mit unterschiedlichen Arbeitsschutzmaßnahmen (z.B. Handschuhe, nicht brennbare Kleidung o.ä.) bedürfen. Die Studierenden wollen eine Figur bzw. Puppe bauen, die bei Berührung der Körperteile die entsprechenden Schutzmaßnahmen als Audiodatei ausgibt. Zum Beispiel kann man die Hand der Puppe anfassen, wodurch sie sagt “Du benötigst Handschuhe, um diesen Arbeitsbaustoff zu berühren. Du kannst sonst starke Verbrennungen erleiden”. Die Puppe wird vorher mit dem Makey Makey verbunden, so dass Verbindungen zwischen digitalen Informationen und physischen Materialien geschaffen wurden. Dadurch lernen ihre Schüler*innen der Berufsschule spielerisch und sehr anschaulich, welche Materialien es braucht, um den Körper zu schützen.
Eine andere Unterrichtsreihe mit dem Makey Makey und Scratch soll Berufschüler*innen helfen die Motorteile des Common-Rail-Systems kennenzulernen. Dabei stand das Ziel für nachhaltige Entwicklung 9 “Industrie, Innovation und Infrastruktur” im Mittelpunkt. Diese Unterrichtsreihe wurde im Laufe des Lehrauftrags von zwei Studierenden sehr erfolgreich in ihrer Klasse umgesetzt.

Ebenso fand die Programmierumgebung für virtuelle Welten CoSpaces großen Anklang bei den Studierenden: Eine Gruppe befasste sich mit dem jeweiligen Ressourcenverbrauch in der Produktions- und Lieferkette verschiedener Nahrungsmittel und möchte diesen mit CoSpaces visualisieren damit die Schüler- und Schülerinnen ein Bewusstsein für den ressourcenintensiven Konsum von z.B. Fleisch bekommen.

Hintergrundinformationen über das Projekt:
Mit dem Digital Literacy Lab schaffen wir Bewusstsein für die Ziele nachhaltiger Entwicklung und entwickeln neue, optimistische Zukunftsvisionen für diese Themen mit digitalen Werkzeugen. In einem Co-Kreation Prozess werden wir mit Hilfe von Design Thinking Methoden innovative Projekte für den fächerübergreifenden Unterricht gestalten. In praxisnahen Seminaren zeigen wir, wie algorithmisches Denken fächerübergreifend und mit Bezug zu Lehrplanthemen in den Unterricht integriert werden kann. Neben kreativen Einstiegsübungen, Vermittlung von Grundlagen im Programmieren in Form eines Makerspaces gehen wir auch auf weitere Kompetenzen wie kreatives Problemlösen, kollaboratives Arbeiten uvm ein. Die Teilnehmenden lernen die Möglichkeiten des Einsatzes digitaler Technologien z.B. Makey Makey, senseBox, Calliope mini & CoSpaces in Verbindung mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung im Unterrichtskontext kennen und entwickeln eigenen Unterrichtskonzepte, die sie im Unterricht erproben können.

Projektpartner*innen: TüftelAkademie & Education Innovation Lab

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